Wolfgang Kleiber

„Verkehrswertermittlung von Grundstücken Kommentar und Handbuch zur Ermittlung von Marktwerten (Verkehrswerten) Versicherungs- und Beleihungswerten unter Berücksichtigung der ImmoWertV“

 

Bundesanzeiger Verlag in Köln. 6. Auflage, 2010, 3214 Seiten

ISBN 978-3-89817-808-2

Soeben erschien die 6. Auflage von Kleibers Standardwerk „Verkehrswertermittlung von Grundstücken ein Kommentar und Handbuch zur Ermittlung von Immobilienwerten, diesmal aber unter Berücksichtigung der ImmoWertV. Der Autor, Wolfgang Kleiber, ist vielen Mitgliedern des IVD und Absolventen von Studiengängen der Deutschen Immobilien Akademie in Freiburg wohl bekannt. Er gilt heute als die Koryphäe unter den deutschen Bewertungssachverständigen mit einem erstaunlichen Hintergrundwissen.

Das Erscheinungsdatum der 6. Auflage seines Werkes fällt nahezu pünktlich mit dem Inkrafttreten der ImmoWertV am 1. Juli 2010 zusammen. Kleiber widmet sich speziell auch dieser neuen Verordnung, die heute landauf landab der Stoff von Fortbildungsseminaren für Sachverständige ist. Das Buch kommt auch deshalb zur rechten Zeit, weil es als fundierter Kommentar der ImmoWertV auch im Seminarbereich gute Dienste leisten kann.

Wer als Immobilienwirtschaftler auf die vergangenen beiden Jahre zurückblickt, der wird immer noch darüber staunen, welche Ausmaße in unserer Zeit eine anfängliche Immobilien- und damit verbunden eine Kapitalmarktkrise annehmen kann. Eine der Ursachen lag im völligen Versagen der angelsächsischen Bewertungsmethoden. Dort wurde der Eindruck erzeugt, dass der Sachverstand sich nicht mit dem Faktum „Immobilienmarkt“ zu befassen habe, um daraus Werte ableiten zu können, sondern dass dem Markt vorzuschreiben ist, wie er zu sein hat. Das „Discounted Cashflow Verfahren, das als eine Methode für Investitionsrechnungen geeignet sein mag, wurde als Nonplusultra auch für die Immobilienbewertung gefeiert. Das in Deutschland praktizierte und normierte Verfahren wurde britischerseits süffisant belächelt.

Nachdem die Immobilienkrise um Deutschland einen riesigen Bogen machte, wurde klar, dass die Methoden der deutschen Immobilienbewertung, die mittlerweile auch international beachtet und in die Bewertungspraxis einfließen, allen Verfahren, die auf Marktmanipulation hinauslaufen, weit überlegen ist.

Zurück zur 6. Auflage von Kleibers Werk. Diese basiert gliederungstechnisch auf den Vorauflagen. Es gab allerdings einige Änderungen. Völlig neu konzipiert wurde das Schwerpunktkapitel V, das sich mit der ImmoWertV befasst. Dies war erforderlich, weil die alte WertV über zwei Jahrzehnte die Bewertungsroutine der Sachverständigen bestimmte. Die ImmowertV erzwingt nun einen Anpassungsvorgang, der weniger die Inhalte der Bewertungsverfahren als vielmehr die Systematik und –im geringen Umfange – auch die Terminologie betrifft. Mit diesem sehr ausführlichen Kapital wird ein Beitrag dazu geleistet, dem Sachverständigung die Umorientierung erheblich zu erleichtern. Die gilt vor allem auch für die klar herausgearbeiteten Varianten im Bereich der Ertragswertverfahrens.

Wie bisher auch schon, wurde die Rechtsgrundlagen, das Sachverständigenwesen, das Gutachterausschusswesen, die Bewertungserfordernissen im Rahmen von Entwicklungs- und Sanierungsgebieten, die Verkehrswertermittlung von Rechten und Belastungen und die kreditwirtschaftliche Wertermittlung tiefschürfend behandelt.

Neu ist der Teil VI. Hier wurden Beispielsfälle der Verkehrswertermittlung für besondere Immobilienarten dargestellt. Es handelt sich um eine systematische Zusammenfassung der Grundstücke nach ihren Nutzungsarten, die wiederum in typologische Ausprägungsformen untergliedert wurden. Für den Sachverständigen ist dieses Kapitel besonders hilfreich, weil er speziell auch dann Anregungen bekommt, wenn er es mit der Bewertung einer nicht alltäglich erscheinenden Immobilie zu tun hat, sei es eine Mülldeponie, eine Tennisanlage oder ein Flugfeld.

Das Buch ist primär für Sachverständig geschrieben, denen nicht nur Wissengrundlagen sondern auch Kompetenzen zur praktischen Verwendung Ihres Wissens in ihrer täglichen Arbeit vermittelt werden. Darüber hinaus aber handelt es sich um ein Grundlagenwerk, das alle anspricht, die mit Immobilien in ihrer täglichen Praxis befasst sind. Das gilt für Gutachterausschüsse und Kreditinstitute ebenso wie für Immobilienmakler und Immobilienberater.

Mitgewirkt haben an diesem Werk neben Prof. Wolfgang Kleiber die Sachverständigen Dr. Karsten Schröter, der die Bearbeitung der kreditwirtschaftlichen Wertermittlung übernommen hat und Dr. Roland Fischer für den Part Marktwertermittlung von Rechten und Belastungen.

Erik Nothhelfer, Ulm

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